Wasserfälle des Hérisson
Ist man im Jura unterwegs, hat man fast immer Karstgestein, also Kalk unter den Füßen. Somit bewegt man sich auf einem Boden, der das Oberflächenwasser schluckt und in Löchern und Höhlen verschwinden lässt. Damit also keine guten Voraussetzungen für Seen und Wasserläufe; Aber keine Regel ohne Ausnahme. Eine dieser Ausnahmen ist die "Région des Lacs", im Parc Naturel du Haut-Jura. Hier buhlen, etwa ein Autostunde nördlich von St. Claude, Seen und der Wildbach Herisson mit seinen Wasserfällen um die Gunst der Besucher.
An seinem Unterlauf speist der Hérisson die Seen Lac du Val, Lac de Champly und als letzten und größten den Lac de Chalain. Auch am Oberlauf sind einige Seen zu bewundern, besonders erwähnenswert der Lac de Ilay mit seiner Insel de la Motte. Auf ihr war, wie Ausgrabungen belegen, im Mittelalter eine abgeschiedene Mönchssiedlung vorhanden.
Zahlreiche Wander- und Spazierwege mit schönen Aussichtspunkten erschließen das Seengebiet einschließlich der Wasserfälle. Für die Besichtigung der Wasserfälle ist eine reine Wanderzeit von 90 Minuten angegeben. Aber hier sollte man genuegend Reserven zum Schauen, Staunen und Fotografieren einplanen.
Der nur 20,4 km lange Hérisson entspringt in 805m Höhe und stürzt sich auf einer Länge von 3 Kilometern fast 300 Meter in die Tiefe. Unermüdlicher hat er sich in das Doucier-Plateau gegraben und dabei die höchsten und schönsten Wasserfälle des Jura geschaffen. Nun bleibt man aber zum Betrachten dieses Naturschauspiels sehr stark den Launen der Natur ausgesetzt. Entweder muss man Tage mit Regen klaglos über sich ergehen lassen, dann zeigen sich die Fälle in ihrer vollen Pracht, bleibt aber dieser Regen aus, dann darf man sich nicht wundern, wenn der Hérisson innerhalb weniger Tage auf einmal ein bisschen erbärmlich wirkt und man die Dramatik der Wasserfälle nur noch erahnen kann.
Wer die Wasserfälle vom oberen Teil der Schlucht erkunden möchte, dem stehen an der D75 zwischen Bonlieu und Le Frasnois 2 Parkplätzen zur Verfügung (Parking d' Ilay und Parking du Saut Girard). Beide Parkplätze sind nur wenige Fußminuten vom 35m hohen Saut Girard entfernt und somit können sich hier je nach Jahres- und Tageszeit schon mal die Besucher drängeln. Wandert man aber weiter talabwärts, so wird es auf jeden Fall ruhiger. Nach dem Saut Girad ist der weitere Verlauf des Hérisson zunächst einige 100m unspektakulär. Man passiert den kleinen Saut du Moulin und einige Minuten später den schon etwas größeren Saut de la Forge. Beide Namen erinnern daran, dass hier früher das Wasser des Hérisson für eine Mühle und eine Schmiede genutzt wurde.
Ab dem Saut de la Forge wird das Tal enger, der Wald dichter und der Weg schmaler und steiler, aber Geländer und Treppen sorgen für Sicherheit. Problemlos kann man hier auch mit Kindern gehen für die Wandern kein Fremdwort ist. Auf dem weiteren Weg bis zum 60m hohen Le Grand Saut passiert man mit dem Saut Garnier und die Cascade du Gour Bleu zwei kleinere, von dichtem Grün umrahmte Wasserfälle.
Nun geht es steil und kurvenreich bergab an den Fuß des Le Grand Saut. Da sein Wasser von einer überhängenden Felswand stürzt, gibt es einen Weg der hinter den Wasservorhang führt. Ein nasses, aber wunderbares Erlebnis. Es folgt ein Abstecher auf die andere Uferseite zur Grotte Lacuzon. Hier versteckte sich Claude Prost, Rebell und Freiheitskämpfer der Franche-Comté, nach seinen Attacken gegen die Truppen des französischen Königs im Dreißigjährigen Krieg.
Je weiter der Grand Saut hinter uns bleibt um so breiter und bequemer wird nun wieder der Weg. Bald steht man oberhalb der 65 m hohen Cascade de l' Eventail, dem größten und schönsten Wasserfall des Hérisson. Zu Füßen des Besuchers fällt sein Wasser rauschend in die Tiefe. Seine ganze Schönheit zeigt sich aber erst, wenn man die letzten Meter bis zur Talsohle zurück gelegt hat. Denn nun liegt der Wasserfall in seiner vollen, fächerförmigen Pracht vor einem.
Bevor man den Rückweg zum Ausgangspunkt der Wanderung in Angriff nimmt, kann man am Ende das Tales zur Stärkung von Körper und Geist noch eine Gaststube und ein Informationszentrum über die geologische Entwicklung und Geschichte der Region besuchen; Wer die umgekehrte Wanderrichtung wählen oder nur die großen Wasserfälle besichtigen möchte, findet auch hier genügend Parkplätze. Aber Vorsicht, hier werden teure Parkgebühren fällig. Vom Parkplatz bis zur Cascade de l' Eventail sind es dann gerade mal 5 Minuten.
Von Interesse ist vielleicht noch der Hinweis, dass der Gewässername Hérisson nichts mit dem bekannten Igel oder Stachelschwein zu tun hat. Der Name besteht aus den Silben Heri und Onn. Ersteres kommt aus dem Griechischen und bedeutet heilig, während sich hinter Onn das Keltische Wasser verbirgt. Daraus entstand der Name heiliges Wasser.
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Autor: Manfred Hofmann; Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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