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Grindelwald - Schynige Platte
Wer in Grindelwald oder auch in den benachbarten Orten Lauterbrunnen oder Interlaken Urlaub macht, der weiß zunächst vielleicht überhaupt nicht, dass es eine Schynige Platte als Ausflugsziel gibt. Es gibt zu viele andere Highlights in den Orten, sowohl im Tal als auch in der Höhe. Aber unzählige Hinweise und Werbetafeln machen einen immer wieder auf die Schynige Platte aufmerksam, so dass man sich fast schon verpflichtet fühlt, einen Ausflug auf diese Höhe zu machen.
Die Schynige Platte ist 1967m hoch und befindet sich auf einer Anhöhe zwischen den Orten Interlaken im Norden, Grindelwald im Südosten und Lauterbrunnen im Süden. Man erreicht die Schynige Platte entweder zu Fuß, indem man von Grindelwald aus mit der Firstbahn auf den First hinauf fährt und dann in ca. 6h auf dem Panoramaweg bis zur Schynige Platte geht, oder mit der Bahn, die vom Bahnhof Wilderswil aus startet. Wilderswil ist aus Interlaken in ca. 5 Minuten, von Grindelwald und von Lauterbrunnen in ca. 20 Minuten mit dem Zug erreichbar. Am Bahnhof Wilderswil steigt man um in die Schynige Platte Bahn.
Die Schynige Platte Bahn wird einem auf zahlreichen Werbetalfen und auf vielen Brochüren immer wieder als Nostalgiefahrt angepriesen. Schließlich ist die Schynige-Platte Bahn schon über 100 Jahre alt, sie stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die elektrischen Lokomotiven sind über 100 Jahre alt, verrichten aber ihren Dienst immer noch wie damals. Die Züge werden von den Lokomotiven nicht den Berg hoch gezogen sondern geschoben. Demzufolge sitzt der Lokomotivführer hinten im Zug während im Führerstand an der Front nur ein Zugbegleiter sitzt und dem Lokomotivführer ggfs. per Funk Anweisungen gibt. Die Strecke ist teilweise sehr steil, bis zu 25% geht es den Berg hinauf. Auch die Personenwägen stammen aus Urzeiten. Es gibt keinen Durchgang mit Sitzen links und rechts sondern pro Sitzgruppe eine eigene Türe von außen. Die Sitzbänke sind aus Holz, die Fenster zum Hoch- und Runterschieben. Es gibt auch offene Züge für absolute Frischluftfans.
Was einem als Nostalgiefahrt hoch angepriesen wird, mag vielleicht für Eisenbahnfans ein Hocherlebnis sein. Für Wanderer und Bergfreunde, die einfach hinauf zur Schynige Platte wollen, endet die Nostalgie jedoch schon vor der Abfahrt: Während man auf den Prospekten lauter lächelnde Fahrgäste sieht, Kinder, die zum Fenster hinausschauen und hin- und herlaufen, wird man in der Praxis eingepfercht; jeder Sitzplatz auf den Holzbänken wird belegt, man sitzt eng neben und gegenüber den anderen Gästen. Die Holzbänke mögen zwar nostalgisch sein, sind aber so unbequem, dass man noch bevor der Zug abfährt wieder aufstehen möchte. Die Einsteigeprozedur alleine dauert schon eine halbe Stunde bis endlich alle Sitzplätze belegt und die Türen von außen verschlossen werden.
Wenn dann der Zug im Schneckentempo losfährt fragt man sich eigentlich nur, wann er endlich Gas gibt. Aber nein, im Schneckentempo kriecht die Zahlradbahn langsam den Berg hinauf. Man sitzt insgesamt mehr als eine Stunde auf den Holzbänken und fret sich eigentlich nur noch auf das Aussteigen. Wie gesagt, das Nostalgie-Gefühl ist spätestens 5 Minuten nach der Abfahrt vorbei. Wer in Fahrtrichtung rechts sitzt, kann schöne Fotos von den Bergen und den Seen im Tal machen, die anderen Passagiere haben das Nachsehen. Und wenn ein Tourist, der auf der falschen Seite sitzt, doch Fotos macht, dann beugt er sich eben über alle anderen hinweg bis er in Fensterreichweite kommt. Nein, man braucht während der Fahrt keine Fotos zu machen, alles, was man während der Fahrt fotografieren kann, sieht man von oben noch viel besser.
Nach ca. einer Stunde Fahrtzeit kommt man oben auf der Schynige-Platte an. Alphornbläser begrüßen die Gäste. Vom Bahnhof aus läuft man ein Stück hinauf, wo es ein großes Restaurant mit Panorama-Terrasse gibt. Hier bleibt man auch erst mal stehen und genießt das wirklich überwältigende Panorama von der Schynige Platte aus. Man hat einen direkten Blick hinüber zu Eiger, Mönch und Jungfrau, aber auch in die Täler hinab nach Grindelwald und Lauterbrunnen.
Die Schynige-Platte ist Ausgangspunkt für zahlreiche Spaziergänge und Wanderungen für Groß und Klein. Wer zu Fuß nicht gut unterwegs ist, der nimmt sich eine halbe Stunde Zeit, um auf dem Swiss Flower & Panorama Trail zahlreiche Alpenblumen und Alpengewächste sowie zahlreiche Ausblicke zu genießen. Wer sich ca. eine Stunde nimmt, der kann einen Ausflug in den botanischen Garten machen, wo man Hunderte von Alpenpflanzen sehen und dabei etwas lernen kann. Auf einem kleinen Rundweg mit "Naturkino" sind Bilderrahmen aufgestellt, wo man sich mit den Bergen im Hintergrund perfekt fotografieren kann. Für kleine Kinder gibt es einen Rundgang mit einem Rätsel zu lösen. Wer wandern möchte, für den gibt es zwei größere Wandertouren:
Es gibt einen wunderschönen Panoramaweg, auf dem man das Panorama sowohl in Richtung Süden zu den hohen Bergen als auch in Richtung Norden in Richtung der Seen genießen kann. Dieser Panoramaweg startet vom Bergrestaurant. Nach kurzer Zeit erreicht man den Aussichtsberg Daube mit 2076m Höhe. Es ist bereits der höchste Punkt der Panoramatour. Von der Daube aus hat man einen direkten Blick zu den drei Gipfeln Eiger, Mönch und Jungfrau aber auch hinunter zum Thunersee und Brienzersee. Der Rundblick ist überwältigend. Der Panoramaweg führt von der Daube in Richtung Oberberghorn. Der Gratweg ist gut zu gehen, allerdings geht es oftmals steil bergab, so dass man ein bisschen schwindelfrei sein muss. Den Gipfel des Oberberghornes muss man nicht besteigen, da man eine ähnlichen Ausblick wie von der Daube aus hat. Man kann einfach südlich des Gipfels weiter gehen, aber auch hier geht es rechts vom Weg teilweise steil bergab. Man läuft weiter in Richtung Loucherhorn, macht allerdings bevor es steil bergauf geht eine Spitzwende und läuft unterhalb des Hinweges wieder zurück zur Schynige-Platte. Die Panorama-Tour dauert ca. 2 Stunden; genießt man immer wieder die Ausblicke Richtung hohe Berge im Süden und in Richtung der Seen, kann sie auch gut 2,5 h dauern.
Die zweite große Wanderung von der Schynige-Platte ausgehend ist der Panoramaweg bis zu First-Station. Geht man den oben beschriebenen Panoramaweg bis zur Spitzwende zurück, dann geht es von dort aus noch 3-4 Stunden weiter in Richtung Faulhorn, Bachalpsee bis zur Bergstation First. Es ist einer der schönsten Panorama-Wege der Schweiz; er dauert insgesamt 5-6 Stunden.
Von der Spitzkehre des Panoramaweges sind es 3-4 Stunden bis zur First-Bergstation, dann noch 25 Minuten mit der Gondel hinab nach Grindelwald. Geht man hingegen zurück zur Bergstation Schynige Platte, dann muss man wieder eine Stunde lang mit der Zahnradbahn ins Tal fahren und dann mit dem Zug wieder hinauf nach Grindelwald fahren. Inklusive der Wartezeiten dauert die Rückfahrt ähnlich lange wie der Rückweg über den Panoramaweg. Wer die Bergfahrt mit der Schynige-Platte Bahn noch als Nostalgiefahrt genießen konnte, der findet bei der Talfahrt keinen Spaß mehr an der Fahrt. Jetzt ist es nur noch anstrengend auf den Holzbänken eng an eng zu sitzen und zu warten bis der Zug endlich im Tal ankommt. Nur einen Tipp kann ich hierzu noch geben. Man sitzt besser mit dem Rücken gegen die Fahrtrichtung, da man dann in die Holzbänke gedrückt wird. Sitzt man hingegen in Fahrtrichtung muss man sich stets abstützen, dass man nicht nach vorne rutscht.
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