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Josefstadt, das ehemalige jüdische Viertel

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Die Geschichte Prags ist eng mit der jüdischen Bevölkerungsgruppe verbunden, auch wenn davon heute nicht mehr so viel zu spüren ist. In den vergangenen Jahrhunderten jedoch war die Josefstadt, das jüdische Viertel, ein überaus lebendiges. Reges Leben, zahlreiche Synagogen und der Alte Jüdische Friedhof zeugten davon und berühmte Persönlichkeiten prägten diesen Stadtteil und damit auch die Stadt Prag. Der Bekannteste unter diesen Personen war wohl Rabbi Löw mit seinem Golem.

Der Alte Jüdische Friedhof

Eine Pragtour ohne einen Besuch des Alten Jüdischen Friedhofes ist kaum denkbar. Hintergrund der überaus starken Wirkung dieses Ortes ist die Geschichte der jüdischen Bevölkerung, die auch in Prag, wie in so vielen Städten, auf das Wohnen und Leben im Ghetto angewiesen waren. Der Platz war begrenzt, und so ging es auch auf dem Friedhof eng zu. Im Laufe der Jahrhunderte kamen immer neue Gräber hinzu, während die alten Grabsteine stehen blieben. Der heutige Besucher wandert so durch ein beeindruckendes Feld aus alten verwitterten Grabsteinen, die oft sehr kunstvoll gestaltet sind und den einen oder anderen bekannten Namen tragen.

Der Alte Jüdische Friedhof

Eine Entscheidung muss man an der Kasse treffen. Es werden mehrere Varianten angeboten, die unterschiedliche Besichtigungen beinhalten. Die umfangreichste, und damit natürlich auch teuerste Variante, umfasst den Friedhof mit der Pinkassynagoge sowie mehrere andere Synagogen der Josefstadt, darunter die Spanische Synagoge. Den Service an der Kasse fanden wir allerdings für eine Weltstadt wie Prag ziemlich unzureichend; Wir wussten im Vorfeld noch nicht, welche Besichtigungsvarianten es gibt. Eine recht patzige Kassiererin gab auch keine Erklärung, sondern knallte uns einfach Karten hin. Die umfangreichste Variante der Besichtigung ist relativ teuer und man muss schon viel Zeit einplanen, um alles auszunutzen. Ist man mit der Zeit doch etwas knapper dran, sollte man lieber eine "abgespeckte" Variante wählen.

Die Pinkassynagoge mit den Namen der Holocaustopfer an den Wänden

Gleich hinter der Kasse kommt man in die Pinkassynagoge, deren Inneres schlicht ist. Trotzdem hat man hier ein beeindruckendes Erlebnis, denn an den Wänden der Synagoge sind die Namen der jüdischen Menschen aus Böhmen und Mähren verzeichnet, die dem Holocaust zum Opfer fielen. Das sind 77.297, eine Zahl unter der man sich normalerweise relativ wenig vorstellt. Sieht man jedoch diese Namen, die in kleiner Schrift und eng beieinander an der Wand stehen und verdeutlicht sich, dass hinter jedem Namen ein menschliches Schicksal steht, dann bekommt man einen kleinen Eindruck von der Tragik, die sich dahinter verbirgt.

Verwitterter Grabstein

Nicht weniger ergreifend sind die Zeichnungen, die im Obergeschoss ausgestellt sind. Sie wurden von Kindern angefertigt, die nach Theresienstadt kamen. Beeindruckend, wie oft die Kinder selbst in dieser Lage nicht ihren Lebensmut verloren.

Jüdische Grabsteine, kleine Kunstwerke

Der Rundgang durch den Friedhof setzt das Erlebnis fort. Der Weg führt durch die eng an eng stehenden, teilweise schon liegendenden oder an anderen lehnenden Grabsteine. Jeder ist ein kleines Kunstwerk für sich, viele mit Verzierungen im Barock- oder Rokokostil. Oft sind auch Hinweise auf die Namen des Verstorbenen, so ein Löwenbild für die Namen Löw oder Levy oder einen Bären für den Namen Dov, der in hebräisch "Bär" bedeutet; Auf vielen der Grabsteine liegt eine Sammlung kleiner Steine, ein alter jüdischer Brauch. Statt Blumen wurden an die Gräber kleine Steinchen mitgebracht, die dort abgelegt wurden.

Die Geschichte des Friedhofes beginnt im 15. Jahrhundert, der älteste Grabstein ist von 1439. Reichlich 300 Jahre erfolgten hier Bestattungen, der jüngste Grabstein ist von 1787. Der bekannteste und am meisten beachtete ist sicher der des Rabbi Löw. Weit auseinander gehen die Schätzungen, wie viele Menschen hier im Laufe der Zeit insgesamt beigesetzt wurden. Das reicht von 10.000 bis zu 110.000, genau weiß es jedoch keiner.

Synagogen in der Josefstadt

Die Josefstadt hat ihren jüdischen Charakter heute weitgehend verloren; Neben dem Alten Jüdischen Friedhof zeugen jedoch noch einige Synagogen vom ehemaligen Viertel, in dem die jüdischen Bürger lebten. Die Spanische Synagoge erhielt ihren heutigen Namen aufgrund der Ausgestaltung im maurischen Baustil, der eigentlich in Andalusien vertreten ist. Besonders das Innere der Synagoge bildet mit diesem Stil eine Augenweide für den Besucher. Der aufmerksame Betrachter wird auch in der Außenansicht viele Merkmale der Mauren finden, die seltsam zum Davidstern kontrastieren. Die Synagoge hat übrigens keinen speziellen Bezug zu spanischen oder sepharischen Juden.

Die Spanische Synagoge und das Denkmal Kafkas

An ihrer Stelle stand die älteste Synagoge Prags, die Altschul. Nach mehreren Katastrophen wie Bränden und Verwüstungen und jeweiligem Neuaufbau, wurde das Gebäude schließlich 1867 abgerissen und an diesem Ort eine neue Synagoge errichtet. In den Jahren 1882-1883 erfolgte die Ausstattung mit reichverziertem ornamentalen Schmuck im maurischen Stil, was der Synagoge den heutigen Namen "Spanische Synagoge" einbrachte. Nach einer umfassenden Restaurierung in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts dient sie heute als Museum über die jüdische Geschichte in Böhmen. Außerdem finden in der Synagoge Konzerte und verschiedene jüdische Feste statt. Vor dem Gebaeude fällt ein etwas merkwürdiges Denkmal mit einem kopflosen Mann auf, der einen anderen auf seinen Schultern trägt. Es ist das Denkmal für den Dichter Franz Kafka, der durch zahlreiche surrealistische Erzählungen berühmt wurde.

Auch zum Komplex der Synagogen, die als Museum zu besichtigen sind, gehört die Maiselsynagoge. In ihr findet man eine Ausstellung zur Geschichte der böhmischen und mährischen Juden aus den Anfängen des Zuzugs von Juden in Tschechien. Das fängt im 10. Jahrhundert an und geht in dieser Synagoge bis zur Zeit der Aufklärung; Ergänzt wird diese Dokumentation durch Silberarbeiten jüdischer Künstler. Auch die Maiselsynagoge hat einige Veränderungen hinter sich. Erbaut wurde sie im Renaissancestil. Nachdem sie einem Brand zum Opfer gefallen war, baute man sie im Stil des Barock wieder auf und dann schließlich im neugotischen Stil um.

Die Altneusynagoge, deren merkwürdiger Name nicht konkret erklärt werden kann, steht in enger Verbindung zu Rabbi Löw. Auf dem Dachboden des Gebäudes sollen die lehmigen Reste des Golem aufbewahrt sein, zumindest der Sage nach. Interessant ist auch die Fahne im Gewölbe, die Kaiser Ferdinand II. den Juden schenkte, als Dank für deren Verdienste im Kampf gegen die Schweden 1648.

Die Altneusynagoge gilt als älteste Prags. Erbaut wurde sie in der Mitte des 13. Jahrhunderts im frühgotischen Stil. Über die Jahrhunderte veränderte sich an dem Bau kaum etwas, so dass sie noch heute, abgesehen von einigen Restaurierungsarbeiten, ursprünglich erscheint. Sie ist eine von drei Synagogen, in denen in Prag noch jüdische Gottesdienste abgehalten werden.

Weitere Sehenswürdigkeiten der Josefstadt

Mitten in der Josefstadt, nahe am Ufer der Moldau, liegt das St.-Agnes-Kloster. Benannt ist es nach der Schwester Wenzels I. und Tochter Ottokars I, die ihres Lebenswandels wegen erst selig und dann im 20. Jahrhundert heilig gesprochen wurde. Ihre Lebensführung war extrem asketisch und in Demut. Um 1230 gründete sie das Kloster, das ihren Namen erhielt. Es war ein Minoriten-Kloster für Männer und auch Klarissinnen-Konvent für Frauen. Diesem stand sie als Äbtissin vor.

St.-Agnes-Kloster

Im 18. Jahrhundert begann der Verfall der Gebäude. Nach dem 2. Weltkrieg, also erst im 20. Jahrhundert, wurde das Kloster instand gesetzt und für kulturelle Zwecke genutzt. Heute findet man hier ein Museum für Mittelalterliche Kunst in Böhmen und Zentraleuropa. Altartafeln, Schnitzaltäre, Spitzenwerke gotischer Malerei und viele andere interessante Kunstschätze sind hier zu bewundern.

Vom Gebäudekomplex blieben der ehemalige Kreuzgang der Klarissinnen, die Maria-Magdalena-Kapelle, Alter und Neuer Kapitelsaal, Salvator-Kirche und das Alte Refektorium erhalten. Mittelpunkt ist aber unbestritten die 1240 erbaute Franziskus-Kirche, in der König Wenzel I. bestattet wurde.

Rudolfinum

Direkt neben dem Alten Jüdischen Friedhof steht das Rudolfinum, eine prunkvolle Konzerthalle, in der die Tschechische Philharmonie beheimatet ist. Einige Konzerte des bekannten Musikfestivals "Prager Frühling" finden hier statt. Errichtet wurde das Gebäude in den Jahren 1876 bis 1884 im Stil der Neorenaissance. Das Haus ist jedoch nicht nur Konzerthalle sondern auch Sitz der staatlichen Galerie Rudolfinum mit vorrangig zeitgenössischer Bildender Kunst.

Denkmal Josef Mánes

Interessant ist auch das Prager Kunstgewerbemuseum, das in der Josefstadt zu finden ist. Mehr als 16.000 Exponate aus Glas, Porzellan und Keramik lassen das Museum zur größten Glassammlung der Welt werden. Außerdem befinden sich noch Ausstellungen von Uhren und Messgeräten und eine Abteilung mit kubistischen Möbelstücken in dem Gebäude. Das Museum steht auf Teilen des Jüdischen Friedhofs, die zugunsten des Museum eingeebnet wurden.

Seine Aufmerksamkeit sollte man auch auf einen Komplex kubistischer Gebäude richten, die in den Jahren 1919 bis 1921 erbaut wurden. Prag hat ja einige Objekte dieser Kunstperiode zu bieten, so u.a. unter der Burg Vyšehrad oder auch die kubistische Straßenlaterne nahe des Wenzelsplatzes.

In der Nähe des Rudolfinums fällt ein Denkmal auf. Es zeigt den Maler, Zeichner und Illustrator Rudolf Mánes, der als bedeutendster tschechischer Künstler des 19. Jahrhunderts gilt. Während seines Lebens von 1820 bis 1871 entstand ein umfangreichen Werk, das sich intensiv mit der tschechischen Volkskunst beschäftigte.

Das Alte Jüdische Rathaus, das einem barocken Palais ähnelt, wurde in den Jahren 1763 bis 1765 erbaut. Es diente der jüdischen Selbstverwaltung und war auch Sitz des Rabbiner-Gerichtes. Heute ist in dem Gebäude noch die Verwaltung der jüdischen Gemeinde Prags untergebracht.

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