Ankara, die Hauptstadt der Türkei
Ehrlich gesagt, wegen Ankara hätten wir die Reise in die Türkei nicht unternommen. In der über lange Zeiträume relativ unbedeutenden Stadt gibt es verhältnismäßig wenig touristische Höhepunkte. Als Startort und kurze Etappe unserer Tour war die Stadt aber schon sehr interessant, besonders das Areal der Altstadt um die Zitadelle bietet einiges Sehenswerte. Auch das Museum zur Geschichte der Hethiter, die einstmals in Anatolien eine Hochkultur errichtet hatten, sowie das Mausoleum für Atatürk lohnen den Besuch.
Ankara liegt ziemlich zentral im Binnenland auf einer Höhe zwischen 850 und 1200 Metern und hat ein Kontinentalklima mit kalten schneereichen Wintern und heißen trockenen Sommern. Die Landschaft der Stadt ist durch Hügel, Berge und tiefe Täler geprägt. Die mehr als 5 Millionen Einwohner sorgen für ein turbulentes Treiben, das bis in die späten Abendstunden geht und uns ungemein beeindruckte. Genauso wie die moderne Lebensform, die in Ankara überall anzutreffen ist.
Wissenswertes über Ankara, die Hauptstadt der Türkei
Ankara ist eine sehr alte Stadt, doch bedeutend war sie über einen sehr langen Zeitraum nicht. Um 25 v.Chr. kam ihr eine hervorgehobene Stellung als Hauptstadt einer römischen Provinz zu, doch dann versank sie in den Status eines relativ kleinen und unwichtigen Ortes. So sind hier auch kulturelle und architektonische Sehenswürdigkeiten nicht gerade in großer Zahl zu finden. Im Jahre 1923, als Ankara zur Hauptstadt der neuen Republik Türkei ernannt wurde, hatte die Stadt gerade einmal rund 30.000 Einwohner.
Es war schon etwas erstaunlich, dass dieser ziemlich namenlose Ort die neue Hauptstadt wurde, eigentlich hätte man das der Metropole Istanbul, dem früheren Konstantinopel, eher zugetraut. Doch der Name Istanbul war zu sehr mit dem untergegangenen Osmanischen Reich verbunden, die neue Türkei sollte sich auch mit ihrer Hauptstadt vom alten Reich abheben.
Die kleine Provinzstadt Ankara entwickelte sich nach der Proklamierung zur Hauptstadt rasend schnell, schon rund 50 Jahre später zählte man mehr als 1,5 Millionen Einwohner. Heute sind es mehr als 5 Millionen und ein Ende des Wachstums ist nicht abzusehen. Auch in der Türkei drängt die Landbevölkerung immer mehr in die Städte. Uns beeindruckte bei unserem Besuch die Intensität, mit der moderne Wohnbauten in die Höhe schießen und so immer neue Wohnviertel entstehen. Ob das ein schönes Bild ergibt ist die andere Frage, doch die Mieter der modernen Wohnungen werden diese den ärmlichen Hütten vorziehen. Diese oftmals illegal errichteten Hütten auf den Hügeln der Stadt werden zügig abgerissen.
Die Herkunft des Namens Ankara ist nicht konkret verbürgt, doch es hat sich die Meinung durchgesetzt, dass er sich auf einen Anker bezieht – einen Gegenstand, den man eher am Meer vermutet hätte. Eine Erklärung bezieht sich auf den legendären König Midas, der an dieser Stelle einen Anker gefunden und dann die Stadt gegründet hätte. Eine andere Erklärung lautet, dass nach einem Sieg gegen die Ägypter ein Anker als Trophäe mitgebracht und die Bezeichnung im Stadtnamen gewissermaßen „verankert“ wurde. Wie dem auch sei, verbürgt ist, dass es Münzprägungen mit dem Motiv eines Ankers gab.
Der Burgberg von Ankara
Auf dem Burgberg von Ankara befanden wir uns auf geschichtsträchtigem Gebiet. Das Viertel ist das älteste Siedlungsgebiet Ankaras, die Anfänge der Siedlung reichen bis in die Zeit der Hethiter zurück. Davon ist heute allerdings nichts mehr zu sehen. Dafür konnten wir innerhalb der Mauern der Zitadelle ein altes Wohnviertel aus osmanischer Zeit bewundern. Unter den osmanischen Herrschern wurde dieses Areal besiedelt, lange galt es als Wohngebiet der armen Bevölkerung.
So sind noch viele Häuser in einem relativ erbärmlichen Zustand, doch immer mehr werden saniert und restauriert. Wir fanden es äußerst reizvoll, durch die Gassen mit den kleinen schmucken Häusern zu schlendern. An einigen Stellen wurden wir durch unsanierte Gebäude daran erinnert, dass hier auch extreme Armut herrschte. Natürlich haben sich in den Gassen auch viele Händler eingerichtet, die den Touristen alle möglichen Souvenirs anbieten, vor allem die typischen „Augen“ aus Glas, die als Glücksbringer gelten.
Das gesamte Areal mitsamt der eigentlichen Zitadelle, der Ankara Kalesi, liegt auf einem Hügel, der sich etwa 120 Meter über die Altstadt erhebt. Umgeben war es von einem 1500 Meter langen, starken und hohen Mauerring. Von den früher insgesamt 18 Bastionen und Türmen sind heute noch 15 erhalten. Wir kamen durch das Hisar Kapisi, das äußere Burgtor oberhalb des Archäologischen Museums in das Areal. Es gibt aber noch ein inneres Tor, das Parmak Kapisi, mit einem 8 Meter dicken Turm.
Die Zitadelle selbst ist sicher kein besonders ansprechendes Bauwerk, da hatten wir schon bedeutend imposantere gesehen. Trotzdem lohnt unserer Ansicht nach der Besuch der Mauern, zumal wir von ihnen einen wunderbaren Blick über Ankara hatten, hinüber zu den Hügeln mit den alten Siedlungen und den riesigen Neubauvierteln. Der Beginn der Zitadelle liegt in der Zeit des Kaisers Heraklios im 7. Jahrhundert. Nachdem er die Stadt von den Persern zurück erobert hatte, ließ er die Festung erbauen. Um 804 wurde sie dann weiter befestigt und um 820 durch die innere Mauer ergänzt. Das half jedoch nicht viel, im Jahre 838 wurde die Zitadelle von einem muslimischen Heer eingenommen und die Mauern geschleift. Unter den Osmanen wurde die Burg wieder aufgebaut.
Das Hethitermuseum von Ankara
Die Hethiter waren eines der bedeutenden Kulturvölker, die vor Jahrtausenden große architektonische und kulturelle Leistungen vollbrachten. Dabei sind sie heute jedoch weniger bekannt als etwa die Ägypter oder die Römer. Das Wissen, dass Anatolien vor langer Zeit eine Hochkultur hervorbrachte, ist in Mitteleuropa gering und auch wir bekennen, dass wir noch nicht allzu viel über dieses Volk gehört hatten. Unsere Tour nach Kappadokien schaffte da Abhilfe, denn wir erfuhren ungemein viel über diese Kultur.
Neben den Erzählungen unseres Reiseleiters war das Hethitermuseum in Ankara eines der Bausteine, unsere Wissenslücken abzustellen. Es gilt als eines der bedeutendsten Museen der Welt und verfügt über die umfangreichste Sammlung hethitischer Altertümer. Die Kultur der Hethiter ist jedoch nicht der einzige Themenbereich des Museums, hier werden auch andere Kulturen Anatoliens vorgestellt. So lautet der offizielle Name des Museums auch Museum für Anatolische Zivilisationen.
Das Museum besteht aus zwei Gebäuden aus osmanischer Zeit. Das ältere, ein ehemaliger überdachter Basar, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Auf Anregung Atatürks begann man, archäologische Funde aus Anatolien zu sammeln und in den Gebäuden auszustellen. An die Museumsgebäude schließt sich noch ein Garten an, in dem zahlreiche Skulpturen aufgestellt sind – vorrangig aus römischer und byzantinischer Zeit. Daneben ist ein besonderer Blickfang die hethitische Stele von Fassilar, ein 7,4 Meter hoher und rund 30 Tonnen schwerer Steinkoloss. Im Museum steht zwar eine Kopie, doch das tat unserer Hochachtung vor diesem Werk keinen Abbruch.
Wir waren ziemlich beeindruckt von all den Exponaten, die im Museum die Geschichte lebendig werden lassen. Viele dieser Ausstellungsstücke gelten als einzigartig und sind der augenscheinliche Beweis für die außergewöhnliche Handwerkskunst der damaligen Zeit. Imponierend fanden wir auch die Tontafeln mit Keilschrifttexten. Von der Keilschrift hatten wir viel gehört und Abbildungen gesehen, doch diese Tontafeln im Original zu sehen ist doch etwas anderes. Diese hethitischen Keilschrifttexte gehören zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.
Das Mausoleum von Atatürk, dem Vater der Türken
Personenkult gab und gibt es in vielen Ländern und auch die Türkei ist nicht frei davon. Hier war es der „Vater der Türken“, Atatürk, dem nach seinem Tod 1938 zum Gedenken eine gigantische Anlage mit Mausoleum errichtet wurde. Seine Verdienste für die Umgestaltung der Türkei zu einem modernen Staat sind ohne Zweifel groß, doch finden wir den Personenkult mit der Verherrlichung der jeweiligen Persönlichkeit immer ziemlich fraglich. Trotzdem ist auf diese Weise eine Sehenswürdigkeit entstanden, die wohl alles andere als schön ist, aber eben doch beeindrucken kann. Den Besuch sollte man deshalb nicht versäumen.
Den Phrygern diente ein Hügel im heutigen Ankara um 1300 v. Chr. als Grabstätte. Heute ist er die letzte Ruhestätte Atatürks. Von 1944 bis 1953 dauerte der Bau der riesigen Anlage, die aus der Löwenstraße, dem Festplatz und dem eigentlichen gewaltigen Mausoleums-Gebäude für Mustafa Kemal Atatürk besteht. In den umliegenden Gebäuden sind eine große Bibliothek, eine Galerie mit Gemälden von Schlachten sowie Ausstellungen zum Leben und Wirken Atatürks untergebracht. Das gesamte Gelände ist parkartig, mit zahlreichen Türmen, Stelen, Fahnenmasten und einigen Ehrenhallen.
Das Gigantische der gesamten Anlage zeigt die Fläche, die sie einnimmt, es sind rund 750.000 Quadratmeter. Alle Straßen und Gebäude sind streng symmetrisch angelegt und insgesamt 50.000 Bäume wurden gepflanzt. Auf der Anlage steht auch der mit 33 Metern höchste Fahnenmast Europas. Gigantisch ist auch die Anzahl der Besucher, jedes Jahr sind es mehr als 12 Millionen.
Das Mausoleum, die Ehrenhalle, sowie die umliegenden Gebäude können besichtigt werden. Wir waren schon ziemlich beeindruckt von den hoch aufragenden Säulen, die jeden Menschen klein erscheinen lassen. In der Grabkammer im Erdgeschoss der Ehrenhalle ruhen die sterblichen Überreste Atatürks, die 1953 hierhin umgebettet wurden. Zu sehen sind in den anderen Gebäuden zahlreiche Gegenstände und Bilder aus dem Leben Atatürks. So werden u.a.sein Dienstwagen, sein privates Auto sowie die Lafette gezeigt, auf der er nach seinem Tod durch die Straßen Ankaras gefahren wurde.
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Autor: Michael Nitzschke, Copyright: Patrick Wagner, www.urlaube.info
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