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Vorgeschichte der Eselei

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Auf dieser und den folgenden Seiten erzählt Manfred aus Eberbach von seinen Erfahrungen mit Eseln im französischen Jura. Von Manfred gibt's auch ausführliche Seiten über die Hurtigruten-Schiffsreise in Norwegen sowie eine Seite über Land und Leute Madeiras.

Erste Erfahrungen mit Eseln

Vielleicht muss man wirklich ein ganz klein wenig verrückt sein um sich immer wieder auf eine Wanderung mit einem Esel einzulassen. Dabei meine ich keine organisierte Wandergruppe mit einem Führer, der im Bedarfsfall mit den Vierbeinern Tacheles reden kann, sondern Touren bei denen man als Laie auf Gedeih und Verderb dem Wohlwollen seines Esels ausgeliefert ist und immer auf der Hut sein muss um nicht ausgetrickst zu werden. Denn ein Esel benimmt sich wie ein 5 bis 6 Jahre altes pfiffiges Kind und somit ist von der ersten Minute an eine milde, aber jederzeit ersichtliche Autorität erforderlich. Missachtet man diese Regel, hat man sich für unterwegs keinen willigen Reisebegleiter sondern einen dickköpfigen Strolch eingehandelt.

Mittlerweile liegen 6 Wandertouren mit insgesamt 9 Eseln hinter mir, wobei ausgerechnet die erste Wanderung ganz im Zeichen zweier dickköpfiger Strolche stand. 1993 übernehmen wir im französischen Morvan (Burgund) in der Ortschaft Foissy-Les-Vezelay die Esel, verteilen unser Gepäck auf deren Rücken und verlassen gut gelaunt und ohne Probleme den Ort bis am Wegrand die ersten Grasbüschel wachsen. Nun beginnt ein zehn Tage waehrender Kampf bei dem wir Zweibeiner zwar nicht unbedingt den kürzeren ziehen, uns andererseits aber auch nicht gerade mit Ruhm bekleckern.

Statt ordentlich zu laufen, kennen unsere beiden Kanaillen nur ein Ziel: Grünzeug!!! Und wenn Fressen mal nicht auf dem Plan steht, dann bleiben sie ohne ersichtlichen Grund einfach stehen; Nun gibt es ja Experten die behaupten: Wenn ein Esel stehen bleibt, dann denkt er nach. Von dieser Seite betrachtet hatten wir es mit zwei ausgesprochen intellektuellen Tieren zu tun. Uns wäre allerdings lieber gewesen die beiden hätten sich mehr mit Laufen als mit Nachdenken beschäftigt; Außerdem war an eine Durchquerung von noch so kleinen Wasserrinnsalen nicht zu denken, was mehr als einmal zu kilometerlangen Umwegen führte. Esel sind wasserscheu! Aber das muss man erst einmal wissen.

Manchmal war unsere Wanderung alles andere als lustig und selten haben wir in einem Urlaub so geschwitzt, obwohl wir unser Gepaeck nicht selber schleppen mussten. Aber es gab auch Tage an denen Mensch und Esel wunderbar miteinander harmonierten. Das waren dann jene Momente, die einen für alle Mühsal entschädigten. Trotz mancher Schwierigkeiten, aber um einige Erfahrungen reicher, beenden wir unsere Wanderung termingerecht. Schon auf der Rückfahrt nach Deutschland bin ich mir sicher: Das war nicht meine letzte Wanderung mit einem Esel.

1996 folgt im französischen Jura ein neuer Versuch. Meine Frau und unsere Tochter Alexia winken nach den Erlebnissen im Morvan allerdings ab. Svenja sieht das nicht so verbissen und so machen wir uns auf den Weg. Die Reise und Wanderung wird ein voller Erfolg! Schon 1997 kehre ich zurück, es folgen weitere Aufenthalte 2001, 2005 und 2008.

Im französischen Jura mit dem Esel Artur

Nach einer Nacht auf dem Campingplatz der 420 Meter hoch gelegenen Stadt Saint-Claude führt uns die teilweise kühn angelegte D436 und etwas später die D25 hinauf auf die Jurahöhe nach La Pesse. In La Pesse biegen wir ab und erreichen nach 7km den Hof Le Nerbief. Dort werden wir schon von Sylvie und Jean Yves erwartet und herzlich empfangen. Beide sind uns auf anhieb kolossal sympathisch.

Etwa 7km von dem kleinen Ort La Pesse entfernt der Hof Le Nerbief und seine Esel Sylvie und Jean Yves, zwei wunderbare Menschen aus dem Jura und stolze Besitzer von Le Nerbief mit 30 Eseln, 35 Pferden und 8 Maultieren. Umgeben von viel Weideland und freien Wiesenflächen, hat Le Nerbief neben seinen Tieren auch noch eine schöne Aussicht zu bieten.

Als sie hören, dass wir schon einmal mit Eseln unterwegs waren müssen wir von unseren Erfahrungen berichten. Unsere Unterhaltung ist äußerst kurzweilig. Mein Französisch beschränkt sich auf nicht viel mehr als bonjour, au revoir, merci und "Mon dieu", das meiner Tochter auf zweijähriges Schulfranzösisch. Sylvie und Jean Yves können soviel Deutsch wie ich Französisch. Bleibt also noch Englisch, doch auch da sind wir alle vier nicht die großen Helden. Aber mit Geduld und vielen "Mondieus" - wenn einmal wieder die Worte fehlen - versteht jeder jeden und so erzählen wir von unserem Eselabenteuer im Morvan. Unsere Probleme scheinen die beiden lustig zu finden. Nur bei dem Hinweis, dass unsere Esel durch kein noch so kleines Rinnsal zu bewegen waren macht Jean Yves ein ernstes Gesicht: "Ja, das kann wirklich ein Problem sein für das es kein Patentrezept gibt". Die "Fressorgien" muss man aber von der ersten Minute an verhindern!!!

Nun erklärt uns Jean-Yves anhand der Wanderkarte unsere Route und markiert Streckenverlauf und Unterkünfte. Damit ist alles geklärt, jetzt sind wir gespannt auf unseren Esel. Der wartet in Le Berbois auf uns. Le Berbois liegt etwa 800 Meter von Le Nerbief entfernt etwas versteckt in einer Wiesenmulde, hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.

Le Berbois

Le Berbois besteht aus den zwei Gebäuden des ehemaligen Pachthofes Ferme du Berbois. Zum Einen das Haupthaus, heute ein Gite mit Übernachtungsmöglichkeiten, und zum Anderen das ehemalige Scheunengebäude mit Stallungen. Dort hat Jean Yves alle wichtigen Utensilien für seine Esel und Pferde unter gebracht und hier wird uns Artur vorgestellt. Zunächst bekommt er von uns seine erste Ration Kraftfutter, danach steht striegeln und Hufe auskratzen auf dem Programm. Als Nächstes wird die Satteldecke und darüber der hölzerne Packsattel aufgelegt und seine Riemen an den richtigen Stellen verzurrt.

Svenja mit Artur

Unser Gepäck haben wir gleichmäßig auf zwei Satteltaschen verteilt, welche einfach in die beiden Holzkreuze des Packsattels gehängt werden. Kraftfutter für unterwegs befindet sich in einem Lederschlauch. Der Schlauch ist etwa 1 Meter lang, misst etwa 15cm im Durchmesser und wird halb rechts, halb links über den Packsattel gelegt und mit einem Riemen befestigt. Zum Schluss bekommen wir noch einen kleinen Lederbeutel überreicht, darin befindet sich die Striegelbürste, ein Hufkratzer, Jod für die Behandlung von Wunden und Salbe für Hautstellen an denen Gurte und Riemen scheuern.

Damit sind alle Vorbereitungen abgeschlossen! Wir verabschieden uns von Jean-Yves und machen uns auf den Weg. Artur folgt willig! Aber wir und mit Sicherheit auch der Esel, sehen köstliches Grünzeug am Wegrand und das immer noch in Sichtweite von Jean-Yves, dessen Blicke wir im Ruecken spüren. Stumm flehe ich Artur an uns ja keine Schande zu machen und wenigstens ordentlich zu laufen bis wir hinter der ersten Kurve verschwunden sind; Er erhört mein Flehen und entpuppt sich als Prachtesel mit dem wir wunderbare Tage im Jura erleben.

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